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Mythos / Mangelhafte elterliche F�rsorge verursacht Schizophrenie.
Fakt / Seit Sigmund Freud haben Psychiater die famili�re Umgebung als Schl�sselfaktor f�r die Entwicklung der Pers�nlichkeit betrachtet. Vielen erschien es eindeutig, da� ein gest�rtes Individuum Produkt einer gest�rten Familie sein m�sse. Unter dem Einflu� Freuds identifizierten Forscher und Kliniker viele Merkmale wie zum Beispiel "widerspr�chliche Erwartungen" und "verdeckte Ablehnung", die angeblich typisch f�r die Familien von Menschen mit schizophrenen Erkrankungen sein sollten. Diese Untersuchungen waren fast immer retrospektiv; h�ufig enthielten sie keine Kontrollgruppen, und sie vernachl�ssigten die M�glichkeit, da� famili�re Spannungen ja auch das Resultat - und nicht die Ursache - einer schizophrenen Erkrankung in der Familie sein k�nnte. Bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde in vielen Lehrb�chern sog. "schizophrenogenen" M�ttern die Schuld an der Erkrankung ihrer Kinder zugeschrieben. Ungez�hlte Familien litten aufgrund der weit verbreiteten Akzeptanz solcher Theorien unter Scham, Schuldgef�hlen und Stigmatisierung. Es gibt jedoch keine �berzeugenden Belege f�r die Theorie, da� die famili�re Umgebung schizophrene Erkrankungen verursacht. Hingegen liegen sehr starke Beweise daf�r vor, biologische Faktoren als Ursache der Schizophrenie zu betrachten.
     Es ist eine extreme Herausforderung, mit einem an einer Schizophrenie erkrankten Familienmitglied umzugehen. Viele Familien zerbrechen unter der Belastung oder lassen den erkrankten Angeh�rigen im Stich. Die gesunden Familienmitglieder brauchen ebenso wie die schizophren Erkrankten Mitgef�hl und Unterst�tzung.

Wo im Gehirn� / Wissenschaftler, die sich mit der Struktur des Gehirns besch�ftigen, haben bei Menschen mit schizophrenen Erkrankungen Abweichungen in der Aktivit�t bestimmter Bereiche des Gehirns beobachtet. Diese Ver�nderungen wurden vor allem in der Region des Gehirns festgestellt, die als "limbisches System" bezeichnet wird.
     Das limbische System umfa�t ein komplexes System von Nervenbahnen und—netzen. Strukturell geh�ren dazu die Amygdala und der Hippocampus. Diese Region ist verantwortlich f�r grundliegende menschliche Funktionen wie den Fortpflanzungstrieb, die Nahrungssuche, Angst, Wut, Freude, und die Entstehung von Ged�chtnisstrukturen. Diese Strukturen sind f�r das nackte Auge sichtbar—aber schauen wir uns einmal an, was auf dem zellul�ren Niveau oder zwischen den Neuronen des limbischen Systems geschieht.

Stellen Sie sich ein Radio vor, das auf mehrere Stationen zugleich eingestellt ist... / Untersuchungen �ber die Funktionsweise des Gehirns haben gezeigt, da� Menschen, die an einer Schizophrenie erkrankt sind, Schwierigkeiten mit einer bestimmten Art von Gehirnzellen haben, die "inhibitorische Neuronen" genannt werden. Diese Zellen d�mpfen die Aktivit�t anderer Nervenzellen, und verhindern so, da� diese auf zu viele eingehende Reize reagieren. Auf diese Weise verhindern sie, da� das Gehirn durch zu viele Sinneseindr�cke aus der Umgebung �berw�ltigt wird. Diese Neuronen stellen normalerweise verschiedene chemische Stoffe her, die Neurotransmitter genannt werden.
     Die abweichende Funktionsweise dieser Neuronen scheint zu Ver�nderungen in den Hirnzellen zu f�hren, die den Neurotransmitter Dopamin abgeben. Eine St�rung des dopaminergen Systems wird seit l�ngerem als wichtig f�r das Entstehen von Schizophrenie betrachtet. Tats�chlich k�nnen Drogen, die den Effekt der Dopamine verst�rken (wie z.B. Amphetamine) Psychosen verursachen, die schizophrenen Erkrankungen �hneln.

Mythos / Menschen mit einer Schizophrenie sind geistig behindert.
Fakt / Schizophrenie und geistige Behinderung sind zwei v�llig verschiedene Dinge. An einer Schizophrenie k�nnen Menschen mit allen m�glichen Intelligenzniveaus erkranken, und h�ufig sind es gerade talentierte und kreative Menschen. W�hrend Schizophrenie zu bestimmten kognitiven Schwierigkeiten wie zum Beispiel schlechter Konzentrationsf�higkeit und Schwierigkeiten mit abstraktem Denken f�hrt, hat sie keinerlei Einflu� auf die Intelligenz als solche.

Die Werkzeuge / Lange Zeit haben Wissenschaftler die Gehirnfunktionen untersucht, indem sie Gewebest�cke aus dem Gehirn Verstorbener studiert haben. Heute erlaubt die Technologie es den Forschern, Gehirne in Aktion zu beobachten. Dazu werden eine Reihe unterschiedlicher Methoden eingesetzt:

  • CCT: Computertomographien des Schädels werden hergestellt, indem Röntgenstrahlen durch den Körper geschickt werden. Sie zeigen Bilder der Strukturen des Gehirns und machten es möglich, daß Veränderungen im ventrikulären System, vor allem in den Frontallappen und in der linken Hemisphäre gefunden werden konnten.
  • MRT: die Magnet-Resonanz-Tomographie erzeugt ein dreidimensionales Bild des Gehirns und bietet den Wissenschaftlern daher detailliertere Informationen als das CCT.

Drei weitere Methoden, die funktionale Magnet-Resonanz-Tomographie, die Single Photon Emission Computed Tomographie (SPECT) und die Positron Emission Tomographie (PET), erlauben es Wissenschaftlern, die Durchblutung unterschiedlicher Hirnregionen zu beobachten.

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