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Mythos / Die meisten Menschen mit einer Schizophrenie können nicht arbeiten.

Fakt / Menschen mit einer Schizophrenie können arbeiten—auch wenn sie Symptome haben. Mehrere Untersuchungen haben gezeigt, dass es Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen viel besser geht, wenn sie arbeiten gehen. Die Fähigkeit, einen Arbeitsplatz zu behalten, ist nicht unbedingt mit der Schwere der Erkrankung verknüpft. Britische und amerikanische Studien haben gezeigt, dass Menschen mit einer Schizophrenie am seltensten in ein Krankenhaus müssen, wenn sie berufstätig beziehungsweise beschäftigt sind. Während viele an Schizophrenie erkrankte Menschen in der Lage sind, erfolgreich auf regulären Ganztagsarbeitsplätzen zu arbeiten, ist es für andere besser, Teilzeit zu arbeiten oder ehrenamtlich beschäftigt zu sein.
     Arbeit ist ein entscheidender Baustein der Rehabilitation. Sie vergrößert das Selbstwertgefühl, verbindet den erkrankten Menschen mit der Gemeinde, und bietet eine sinnvolle Möglichkeit, die Zeit zu verbringen.

Mythos / Für Menschen mit einer Schizophrenie ist das Gefängnis der richtige Ort
Fakt / In manchen Ländern werden Justizvollzugsanstalten häufig für die Unterbringung psychischer Kranker missbraucht (um sie so von der Straße zu bekommen). Zum Beispiel in Ontario, Kanada, leiden 15–20 % der Strafgefangenen an einer psychiatrischen Erkrankung und 5–7 % werden als schwer psychisch krank eingeschätzt. Am häufigsten kommen psychisch kranke Menschen wegen Landstreicherei, Substanzmissbrauch, oder geringfügigen Eigentumsdelikten ins Gefängnis. Häufig erscheinen sie nicht zu den Gerichtsterminen, was zu weiteren Verfahren und Haftstrafen führt.
     In der Regel haben Gefängnisse nur sehr unzureichende psychiatrische Betreuungsmöglichkeiten. Psychisch kranke Gefangene erhalten wenig oder gar keine Behandlung. Darüber hinaus erleiden sie häufig eine "doppelte Bestrafung". Wenn sie gemeinsam mit den gesunden Strafgefangenen untergebracht werden, führt ihr abweichendes Verhalten häufig dazu, dass sie von anderen geschlagen oder missbraucht werden. Wenn sie zu ihrem eigenen Schutz getrennt untergebracht werden, verlieren sie alle sozialen Kontakte und die soziale Isolation verschlimmert häufig die Symptome.

Begegnung mit der Schizophrenie in der Schule, bei der Arbeit und in Beziehungen / Heutzutage gehen viele als schizophren diagnostizierte Menschen zur Schule oder zur Arbeit, sie sind Eltern oder Ehepartner. Der Träger des Nobelpreises für Mathematik im Jahr 1994, John Nash, lebt seit dreißig Jahren mit einer Schizophrenie. Indem wir ihnen eine unterstützende Umgebung und die richtige Medikation, Behandlung und Ermutigung geben, helfen wir Menschen mit einer Schizophrenie, produktive Mitglieder unserer Gesellschaft zu sein.
     Dennoch gibt es im Fernsehen, im Kino und in anderen Medien weiterhin negative Darstellungen von Menschen mit schizophrenen Erkrankungen, die dazu beitragen, das Stigma und die Diskriminierung aufrecht zu erhalten.
     Wie eine Frau sagte, "Wenn Du wegen eines gebrochenen Beins ins Krankenhaus kommst, dann schicken die Leute Dir Blumen oder sie besuchen Dich. Wenn du wegen einer psychischen Erkrankung ins Krankenhaus musst, dann schicken sie keine Blumen. Sie kommen auch nicht zu Besuch."

Öffnet eureTüren / Viele Patienten berichten, dass durchgängige Unterstützung von Eltern, Freunden, Ärzten und Therapeuten oder Lehrern ein wichtiger Faktor in ihrer Gesundung war. Hier sind ein paar Zitate von Leuten, die Diskriminierungen erlebt haben:

"Eines Nachts wurde ich von der Polizei angehalten, weil die TÜV-Plakette auf meinem Autonummernschild nicht mehr gültig war. Es war dunkel. Die Lichter der Polizeiautos blendeten mich. Ich hatte schreckliche Angst und zitterte. Als ein Polizist zu meinem Wagen kam, hatte ich solche Angst, dass ich nicht sprechen konnte. Er beschuldigte mich, unkooperativ zu sein. Ich schaffte es schließlich, ihm mitzuteilen, dass ich an einer Schizophrenie leide. ‚Was hat das denn damit zu tun' sagte er."

—Elizabeth Anderson, Lehrerin, Sängerin, seit fünf Jahren verheiratet, vor drei Jahren als schizophren diagnostiziert.

"Ich war schwanger, als mir mitgeteilt wurde, dass ich an einer Schizophrenie leide. Die Eltern meines Freundes fragten: ‚Und wann wird die Abtreibung stattfinden?'"

—Michelle Miserelli, Mutter, 1988 als schizophren diagnostiziert, Sprecherin der Schizophrenia Society of Canada.

Es gibt heute Stimmen der Hoffnung.

"Ich hatte gerade mein Englisch-Studium abgeschlossen, als ich vor 18 Jahren als schizophren diagnostiziert wurde. Lange Zeit konnte ich mich nicht ausreichend konzentrieren, um ein Buch zu lesen. Aber mit meinen neuen Medikamenten kann ich wieder lesen. Ich spiele Bratsche und liebe die Cello Suiten von Bach."

—Elizabeth MacDonell, College-Abschluß in Englischer Literatur, spielt Bratsche in einem lokalen Orchester, lebt seit 18 Jahren mit ihrer Schizophrenie.


Was können Sie tun?

  1. Achten Sie darauf, welche Worte Sie benutzen. "Irrer", "Schizo" oder "Psycho" sind verletzende Worte.
  2. Helfen Sie, indem Sie andere darauf aufmerksam machen, wie unsere Einstellungen und Worte verletzen können. Lachen sie nicht über grausame Witze. Lassen Sie andere wissen, dass Ignoranz weh tun kann.
  3. Stehen Sie zu denjenigen, die möglicherweise an Frühsymptomen einer psychischen Erkrankung leiden.
  4. Mischen Sie sich ein. Rufen sie Ihre örtliche Selbsthilfe- oder Angehörigen- und Freundsgruppe an. Wenn es in Ihrer Stadt keine gibt oder wenn Sie gern noch mehr Informationen über das weltweite Programm zur Bekämpfung von Stigmatisierung und Diskriminierung hätten, wenden sie sich an die World Psychiatric Association—per Telefon, Fax oder e-mail—um mehr über die nationalen Programme in Ihrem Land zu erfahren.

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